Am 12. Juli veröffentlichen die Vertreter:innen des Rechenzentrums und des Freundiche Übernahme Rechenzentrum e.V. ein Statement zu den aktuellen Entwicklungen am Standort:

Ist die Stiftung Garnisonkirche eine verlässliche Partnerin?
Im Statement nach der Juli-Sitzung des Kuratoriums der Stiftung Garnisonkirchewird eine „letztmalige temporäre Verlängerung“ für das Rechenzentrum in Aussicht gestellt. Diese Formulierung reiht sich ein in eine Folge von Distanzierungen zum „Forum an der Plantage“ und damit auch dem Erhalt des Rechenzentrums.
Das Forumskonzept wurde am 8. Dezember 2021 mit dem Oberbürgermeister als gemeinsamer Vorschlag von der Stadt, Vertreter:innen des RZ und Vertretern der Stiftung Garnisonkirche vorgestellt. „Wir gehen diesen Weg aus Überzeugung” hatte Wolfgang Huber, Vorsitzender des Kuratoriums der Garnisonkirche, damals erklärt.
Vertreter:innen des Rechenzentrums und des FÜR e.V. waren froh, aus dem
Entweder-Oder heraus und zu einer Lösung zu kommen, die der vielfältigen Potsdamer Stadtgesellschaft und ihren Vorstellungen entspricht.
Ende Januar wurde auf Basis dieses gemeinsamen Vorschlags ein Stadtverordnetenbeschluss zum „Forum an der Plantage” gefasst. Wichtigster Ausgangspunkt für das gemeinsame Forum an der Plantage ist die geäußerte Bereitschaft der Stiftung Garnisonkirche, das Grundstück des ehemaligen Kirchenschiffs an die Stadt zu übertragen und den Weg für die vorgeschlagene Entwicklung frei zu machen.
Mit den letzten Äußerungen des Vorstandsmitglieds Wieland Eschenburg und mit dem Statement aus der letzten Sitzung des Kuratoriums der Stiftung Garnisonkirche stellt sich für uns, den Vertreter:innen der Nutzer:innen des Rechenzentrums und ihren Unterstützer:innen die Frage, ob die Stiftung Garnisonkirche noch eine Partnerin ist, die bereit ist, diesen politisch legitimierten und gewünschten Weg zu gehen?
Es geht vor allem um zwei Themen, bei denen es einen offensichtlichen Widerspruch zwischen dem gemeinsamen Konzept und den aktuellen Äußerungen der Stiftung Garnisonkirche gibt:
> Erhalt des Rechenzentrums <
In unserem gemeinsamen Konzept und dem Beschluss der SVV wird neben dem Turm der GK „der weitgehende oder vollständige Erhalt des Rechenzentrums“ und seine Funktion als soziokreatives Zentrum als ein wesentliches Element des zukünftigen Forums genannt. So wurde es auch von der Öffentlichkeit verstanden – und seitens des Rechenzentrum unterstützt. Nun wird von Vertreter:innen des Stiftung Garnisonkirche wieder Stimmung gemacht gegen den Erhalt des RZ. Und in einer Stellungnahme des Kuratoriums wird nur vom „Areal des Rechenzentrums” gesprochen. Seltsam widersprüchliche Signale werden gesendet: Den Partner, mit dem man sich über ein gemeinsames Vorgehen verständigt hat, will man weghaben. Die eindeutige Formulierung im Konzept und Beschluss, die klar das Rechenzentrum als Gebäude meint, wird aufgeweicht.
> Verfügung über das Grundstück Kirchenschiff <
Für das Haus der Demokratie muss die Landeshauptstadt Potsdam über das
Grundstück des ehemaligen Kirchenschiffes verfügen können. Die Übertragung an die Stadt, in welcher Form auch immer, ist Kern des Kompromisses und wurde von Altbischof Huber als eine Selbstrücknahme der Stiftung zugunsten der Stadtgesellschaft hervorgehoben. Darauf will sich die Stiftung nun anscheinend nicht mehr einlassen. Eine Übertragung des Grundstückes komme nicht in Frage, hieß es zuletzt.

Auf Zeit spielen?
In nur 17 Monaten, Ende 2023, laufen die Nutzungsverträge der Mieter:innen des Rechenzentrums aus. Nun ist bei uns der Eindruck entstanden, dass mit Blick darauf auf Zeit gespielt wird, wenn das Kuratorium äußert „dass zunächst bauordnungsrechtliche Fragen zu klären sind,” bevor zur „Frage einer verlängerten Nutzungsdauer des Rechenzentrums” eine „Beschlussfassung möglich ist.” Der Oberbürgermeister hat im Hauptausschuss bereits am 29. Juni 2022 – knapp
eine Woche vor der Sitzung des Kuratoriums der Stiftung Garnisonkirche am 5. Juli – das Ergebnis der städtischen Prüfung verkündet, die ergab, dass die Weiternutzung des Gebäudes in jetziger Form ohne weitere Umbauten möglich ist. Von Seiten der Stadt ist die bauordnungsrechtliche Prüfung für die Nutzung des Rechenzentrums in enger Nachbarschaft zum Turm erfolgt. Warum stimmt die Stiftung GK dann nicht bereits jetzt einer
Verlängerung bis zum 31. Januar 2025 zu und lässt die über 300
Nutzenden im Rechenzentrum aus Kunst, soziokultureller Arbeit,
Kreativbranchen und Integration stattdessen in unnötiger Unsicherheit?


Das Kreativquartier: Ergänzung, kein Ersatz
Die Verlängerung der Nutzungsverträge des Rechenzentrums wird in Äußerungen von Stadt und Stiftung Garnisonkirche weiterhin an die Fertigstellung des Kreativquartiers als vermeintlichen Ersatz geknüpft. Das Kreativquartier ist aus Perspektive der Aktiven im Rechenzentrum von Beginn an nicht als Ersatz gesehen worden, sondern kann eine Ergänzung im vielseitigen Quartier Plantage werden. Das Rechenzentrum steht für eine gemeinwohlorientierte Stadtentwicklung und für kommunale Infrastruktur. Im Rechenzentrum, einem städtischen Gebäude, ist die langfristige Entwicklung entlang der Bedarfe der Stadtgesellschaft zu bezahlbaren Preisen und unter demokratischer Teilhabe auch in fernerer Zukunft möglich. Die Frage, ob, für wen und für wie viele jetzige und ehemalige Rechenzentrum Nutzer:innen die entstehenden Räumlichkeiten im geplanten Kreativquartier interessant sind, kann bis heute nicht beantwortet werden. Es liegt den potentiell Interessierten trotz mehrmaliger Ankündigung seitens des Investors Glockenweiß bis
heute kein Mietexposé vor, aus dem die Konditionen im KQ klar hervorgehen: Welche Raumgrößen zu welchen Kalt-, Neben- und Betriebskosten mit welcher Ausstattung entstehen im Kreativquartier?

Eine Pressemeldung der RZ-Strategie Gruppe
aus Nutzenden des Rechenzentrums,
dem Vorstand des Freundliche Übernahme Rechenzentrum e.V.,
aus Unterstützer:innen des Rechenzentrum,
und der Kulturlobby Potsdam