Vor zwei Jahren hat Wolfram Adolphi in Potsdam unter dem Titel „Der Balte vom Werk“ den ersten Band seiner Roman-Trilogie „Hartenstein“ vorgestellt. Es geht um Familiengeschichte im 20. Jahrhundert, die, je genauer sie in den Blick genommen wird, nie von der dramatischen Jahrhundertgeschichte zu trennen ist. Die Handlungsorte sprechen eine deutliche Sprache: zunächst das Baltikum, dann die mitteldeutsche Chemieindustrie, später – 1942 bis 1945 – die mittlere Leitungsebene beim Bau des Chemiewerkes der I.G. in Auschwitz-Monowitz, schließlich die chemische Verfahrenstechnik in der DDR.
Und nun also Band 2: Hermann-Hartenstein-Straße steht auf dem neuen Straßenschild, und die Zeitung protestiert. Eine Straße für einen, der in Auschwitz Ingenieur gewesen ist: Was für ein Skandal! Aber wieso – fragt sich Jakob Hartenstein, Enkel des Hermann – haben sie das alle nicht gewusst? In der Hochschule? In Leupau? In der Kreisstadt? Dass etliche Leupauer verantwortlich beteiligt gewesen sind am Aufbau des Schreckenswerkes? Auch Hermann Hartenstein, der sich später um die chemische Verfahrenstechnik in der DDR verdient gemacht hat? Jakob begibt sich ins „Zwielicht der Spuren“. Konfrontiert das Leben der Großeltern mit Dokumenten und Häftlingserinnerungen, stellt sein Fragen und Forschen ins Spannungsfeld der ost- und westdeutschen Geschichtsbilder und muss erfahren, dass der „Skandal“-Ruf der Zeitung das eine, die gründliche, aufs Lernen gerichtete Verbindung von Geschichte und Gegenwart aber etwas ganz anderes ist.
Zur Person: Wolfram Adolphi, Jg. 1951, stammt aus Leuna; 1971-1976 Studium der Außenpolitik in Potsdam-Babelsberg; bis 1990 Chinaforschung an der Humboldt-Universität zu Berlin, Studien- und Arbeitsaufenthalte in China und Japan; 1990-91 erster Landesvorsitzender der PDS in Berlin; 1991-1999 zunächst arbeitslos, dann freiberuflicher Wissenschaftler und Autor; 1999-2002 und 2005-2016 Mitarbeiter des Bundestagsabgeordneten Roland Claus (PDS, dann DIE LINKE); seit Juli 2016 Rentner; seit 2004 mehrere Bücher: das Sachbuich „Mao. Eine Chronik“ sowie die Romane „Chinafieber“ ; „Chinatraum“; „Die chinesische Karte“; „Hartenstein Bd. 1: Der Balte vom Werk“; und nun also “Im Zwielicht der Spuren”. (siehe auch: www.asiaticus.de)
Beginn: 18 Uhr, KOSMOS